Saturday 23 October 2010

PHONAUTOPSY

Klang Körper Konservierung


Ausstellung im ehemaligen Leichenschauhaus der Charité Berlin

Hannoversche Str. 6, 10115 Berlin


Geöffnet Dienstag – Sonntag 14.00 - 20.00h

Eröffnung: 07.10.10 ab 19h

20h Performances, 2.30h Liveübertragung zum Chicago Calling Festival

und Radio Broadcast


Finissage: 31.10.10 ab 19h

Arbeiten von Berg26 und Gästen, kuratiert von Florian Goeschke

Anna Bäumer, Elen Flügge, Florian Goeschke, Annie Goh, Daniela Imhoff,

Patrick Muller, Damian Rebgetz, Robert Schwarz, Alexander Sieber, Christof Wenta,

Thomas Wochnik, Techn. Leitung: Thomas Koch


Mit PHONAUTOPSY betritt das Klangkunst Kollektiv Berg26 erstmals medizinhistorischePfade und begegnet dabei den Ursprüngen seiner Disziplin: dem Hörorgan.

Als Alexander Graham Bell im Jahre 1874 erstmals den Versuch unternimmt Klänge zu konservieren, indem er eine Maschine zum Hören befähigt, erweitert er ihren mechanischen Körper um ein Quantum göttlicher Perfektion: das menschliche Ohr. Das technisch überlegene natürliche Organ wird – in den Dienst der Wissenschaft gestellt – zum Bauteil einer Gerätschaft, die wiederum dem Menschen dienen soll: um

die Stimmen der Lebenden über den Tod hinaus zu konservieren.


Es ist der Wettlauf gegen die Zeit und der Wunsch den Toten eine Stimme zu verleihen, was Alexander G. Bell mit den Rechtsmedizinern des damaligen Instituts für Rechtsmedizin der Charité Berlin verbindet.

Mit Skalpellen und Sägen kunsthandwerklich zerlegt wurden hier die Bestandteile des menschlichen Körpers untersucht, konserviert und gereinigt, um schliesslich bis zu 3 Wochen der schaulustigen Öffentlichkeit zu Anschauungszwecken vorgeführt zu werden.


Diese makabre Praxis sollte Ende des 19. Jahrhunderts helfen, die unbekannten Toten zu identifizieren, wurde durch die Neugierde und Sensationslust der Besucher jedoch schnell zum morbiden Kadavervarieté, das in Scharen besucht wurde. Erst die Entwicklung neuer Identifizierungsverfahren machte das gruselige Spektakel nach und nach überflüssig.


Das ehemalige Leichenschauhaus der Charité galt als das modernste seiner Zeit, war das zweitgrößte in Europa und steht nun kurz davor, komplett renoviert und als Studienraum der Humboldt-Universität genutzt zu werden. Das Künstlerkollektiv Berg26 ergreift nun letztmalig die Gelegenheit, sich vor dem Hintergrund der einmaligen Geschichte und Architektur der ehemaligen Pathologie mit Körper, Tod und Konservierung akustisch

und visuell auseinanderzusetzen.


Die Eröffnung am 07. Oktober wird von Performances und einer Live-Schaltung zum Chicago-Calling Sound Festival begleitet.


Die von Berg26 exklusiv für diesen außergewöhnlichen Ort erarbeiteten Installationen, Objekte und Performances der Ausstellung sind ab dem 07.10. in der Hannoverschen Straße 6, 10115 Berlin zu erleben.